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Auf oder zu?

In der Diskussion um die Öffnung des Freibads Wadern gibt es kein Schwarz oder Weiß. Es gibt angesichts der Coronakrise gute Argumente für die eine, aber auch für die andere Position. Ein Überblick über den aktuellen Stand. Verbunden mit einem grundlegenden Bekenntnis zu den Bädern in unserer Stadt.

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Foto: Stadt Wadern

Reden wir über das Freibad. Ein viel diskutiertes Thema. Soll man das Bad angesichts der noch immer herrschenden Coronakrise öffnen oder lieber doch nicht? Ist eine Schließung angesichts der Lockerungsdebatte landauf landab noch gerechtfertigt? Ist eine Öffnung des Bades angesichts der doch drastischen Restriktionen (Sicherheits- und Hygienekonzept) verantwortbar? Wie steht der finanzielle Verlust einer Öffnung im Verhältnis zum Nutzen des Betriebs für die Badegäste?  All das sind Fragen, die niemand von uns abschließend beantworten kann. Die Fragen sind zudem unbequem, da die Konsequenz in die eine oder andere Richtung immer Kritiker und Befürworter haben wird. Betrachten wir also nüchtern die aktuelle Lage, die ja auch durchaus zum Anlass genommen wird, über ein „Aus auf Raten“ für die Bäder der Stadt zu spekulieren. Eines vorweg: Das ist schlicht Unfug. Das Gegenteil ist der Fall, doch dazu kommen wir später noch.

Mut, Risiko, Besorgnis

Abgesehen von einem grundlegenden Sanierungsstau, der aber einer Öffnung des Freibads bislang nicht im Wege steht, haben wir im Moment ein technisches Problem, da vor zwei Wochen ein Durchlaufrohr geborsten ist, dessen Reparatur ein Versicherungsschaden ist und etwas Zeit in Anspruch nehmen wird, da hier Erdarbeiten in einigen Metern Tiefe zu bewerkstelligen sind.  Viel entscheidender ist allerdings im Moment die Frage, ob angesichts der Coronakrise eine Öffnung des Freibades in dieser Saison überhaupt in Frage kommt. Wir haben uns hier intensiv mit den Fraktionsspitzen beraten und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir das Bad im Moment nicht öffnen können und wollen. Und das aus mehreren Gründen.  Selbstverständlich haben wir uns auch darüber informiert, welche Sicherheitsvorschriften einzuhalten sind, ein grundlegendes Hygienekonzept liegt allen Kommunen im Saarland vor, es muss natürlich auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden. Hier steckt der Teufel im Detail. Auch ein Online-Ticket-System, das die meisten Kommunen, wenn sie denn ihre Bäder geöffnet haben, verwenden, ist – abgesehen von den deutlich erhöhten Kosten – kein grundlegendes Problem. Problematisch sind hingegen die regelmäßigen Reinigungs- und Desinfektionszyklen, die den Personaleinsatz verdoppeln bis verdreifachen. Das ist organisatorisch wie finanziell eine Herausforderung. Um die geforderten Abstände auf der Liegewiese und im Bad einzuhalten, müssten wir auf einen externen Sicherheitsdienst zurückgreifen, da das Badpersonal zwar Ermahnungen aussprechen kann, es aber nicht dazu berechtigt ist, aktiv jemanden aus dem Bad zu entfernen. Genau das schreiben die meisten Sicherheitskonzepte aber vor. Womit wir  erneut mit mindestens drei sich in ihrer Aufgabe abwechselnden Personen zusätzlich auf dem Gelände arbeiten müssten. Die Rekrutierung des Personals stellt genauso ein Problem dar wie dessen Finanzierung. Wir stellen natürlich auch fest, dass andere Kommunen auf zusätzliches Sicherheitspersonal verzichten. Aber wo kein Kläger, da bekanntlich auch kein Richter.Unser Badpersonal leistet hervorragende Arbeit, ist aber unter anderem selbst aus gesundheitlichen Gründen nicht oder nur beschränkt in der Coronakrise einsetzbar. Wir müssten Fremdpersonal rekrutieren, das wir erst einmal bekommen müssten und das erneut finanziell zu Buche schlagen würde. 

Wer haftet im Falle eines Falles?

Uns ist sehr wohl bewusst, dass diese Diskussionen überall im Land geführt werden. Mit unterschiedlichen Ergebnissen, auch weil die Bedingungen überall im Land anders sind. Bei aller Begeisterung über Schwimmbadöffnungen in der Region gibt es auch eine ganze Reihe Kommunen, die aus den gleichen Gründen darauf verzichtet haben, die auch uns umtreiben. Als Beispiel sei hier das Naturfreibad in Weiskirchen genannt.Wir haben uns sehr frühzeitig mit dieser Frage beschäftigt. Und auch alle Vorbereitungen in Richtung einer Öffnung des Bades getroffen. Neben den organisatorischen und finanziellen Themen stellt sich aber auch eine grundlegende Frage. Nämlich die, ob es angesichts des Stands der Pandemie überhaupt sinnvoll ist, unter den Bedingungen, die im Freibad Wadern räumlich und organisatorisch herrschen, den Betrieb aufzunehmen. Es ist ja nun keineswegs so, dass die Pandemie sich geräuschlos verabschiedet hat, wie man angesichts von Lockerungsbestrebungen landauf, landab annehmen könnte. Die Ereignisse in Nordrhein-Westfalen (Fleischproduktion), aber auch in Berlin (Gottesdienst) oder in Niedersachsen (Restaurant-Besuch) lassen eher das Gegenteil vermuten. Das mag nun jeder anders beurteilen und jeder unterschiedlich risikobereit sein. Im Falle eines Falles wird sich aber die Frage stellen, inwiefern der Betreiber des Bades, in dem Fall die Stadt Wadern, hätte Maßnahmen ergreifen müssen, damit niemand sich beim Besuch des Bades anstecken kann. Der Katalog der Maßnahmen ist hier schier unerschöpflich, genaue Richtlinien gibt es nicht, nur Anhaltspunkte, die auf die jeweilige Situation anzupassen sind. Es gilt also die Situation vor Ort zu betrachten, die Entwicklung genau zu beobachten und dann selbst zu entscheiden, was man für verantwortbar hält und was nicht.  Wir sind momentan – in enger Absprache mit den politisch Verantwortlichen – zu dem Schluss gekommen, dass wir in der jetzigen Situation (noch) nicht öffnen wollen, das aus all den Gründen, die ich weiter oben angeführt habe. Wir schauen aber genau hin, was passiert und sind – wenn der Rohrbruchschaden behoben ist – flexibel genug, diese Entscheidung zu überdenken. So wie wir es auch 2018 nach dem Starkregen im Eiltempo geschafft haben, das ganze Bad einer Generalreinigung zu unterziehen, um es so möglichst rasch wieder allen Badegästen zur Verfügung stellen zu können.

Massive Investitionen in die Zukunft

Kommen wir zur immerwährenden allgemeinen Diskussion über die Zukunft der Bäder in der Stadt Wadern zurück: Wir unterhalten ein Hallenbad und ein Freibad. Beide Bäder machen, zusammengenommen, jährlich einen Verlust von rund 500.000 Euro. Um Ihnen eine Dimension zu geben: Die Mittel, die die Stadt Wadern investiv zur Verfügung hat, betragen im Jahr für alle 13 Stadtteile rund 800.000 Euro. Davon werden Sanierungen von Kindergärten, Schulen, Straßen und vieles andere bezahlt. Und, Sie werden es ahnen, das Geld reicht hinten und vorne nicht. Was passiert: Unsere Schwimmbäder werden mit Bordmitteln am Leben gehalten, obwohl eine Grundsanierung sinnvoll und richtig wäre. Im Falle des Hallenbades reden wir hier von sechs bis zehn Millionen Euro, beim Freibad sicher auch von drei bis vier Millionen Euro.  Dieser prekären Situation sind sich alle bewusst, die politische Verantwortung tragen – übrigens auch die Landesregierung, die allerdings aufgrund der knappen Kassen den klammen Kommunen auch nicht unter die Arme greifen kann. Die Thematik wird auch regelmäßig im Stadtrat besprochen. Wenn wir also nicht so sanieren können, wie wir wollen, handelt es sich also nicht etwa um Ignoranz gegenüber den Interessen der Schwimmerinnen und Schwimmer, sondern – ganz im Gegenteil – um einen eklatanten Mangel an Mitteln, um hier wirklich in einem Rundumschlag tätig werden zu können. Eine Bewerbung für ein Förderprogramm in 2019 war jedoch nicht erfolgreich. Und trotzdem geht viel Geld in die Bäder. Diese Woche wird voraussichtlich die Dachsanierung am Hallenbad in Auftrag gegeben werden, was uns rund 450.000 Euro kosten wird, auch der Sprungturm wird im Laufe des Sommers wieder in Stand gesetzt. Nach dem verhehrenden Unwetter vom Juni 2018 wurden insgesamt 321.000 Euro in die Wiederherstellung von Hallen- und Freibad investiert. Diese Woche wird der Ausschuss für Finanzen aller Vorrausicht auch grünes Licht für die Erstellung eines Bäderkonzeptes geben. Dabei werden die Gebäudehülle (Dach, Wände, tragende Bauteile, Fassade) und die Gebäudetechnik (Trinkwasser, Wärmeversorgung, Lüftung, Elektrotechnik, Badewassertechnik, Gebäudeautomation) hinsichtlich ihres energetischen Sanierungspotenzials und des nötigen Sanierungsbedarfes betrachtet. Anschließend wird ein Sanierungsfahrplan erstellt, der die möglichen Maßnahmen sowohl wirtschaftlich, energetisch, wie auch auf ihre Umsetzbarkeit betrachtet. Für das Freibad gilt grundlegend dasselbe Konzept, allerdings wird hier ausschließlich der technische Bereich betrachtet.  Und wir haben dann noch nicht über Attraktivitätssteigerungen gesprochen. Der Verlust des Kinderbeckens im Freibad beispielsweise schmerzt uns heute noch. Seinerzeit musste das Becken geschlossen werden, weil das Gesundheitsamt einen fehlenden Wasserkreislauf bemängelte und damit der Betrieb des Beckens nicht mehr der Badewasserrichtlinie entsprach. Ein entsprechendes, absolut wünschenswertes Becken würde im Neubau heute mit rund 180.000 Euro zu Buche schlagen. Womit wir wieder bei den Finanzen wären.

Hilfe von außen nötig!

Wir lassen natürlich nichts unversucht, um an Fördergelder für die Sanierung der Bäder zu kommen. Und auf diese sind wir angesichts der Haushaltssituation der Stadt auch zwingend angewiesen.  Ich fasse es einmal so zusammen: Unsere Bäder sind uns lieb und teuer. Das sieht auch der Stadtrat so, der sich in mehreren Sitzungen mit der Zukunft der Einrichtung beschäftigt hat, bei denen eines immer ganz deutlich wurde: Rat und Verwaltung wollen und werden nach heutigem Stand an Hallen- und Freibad festhalten. Das ist in Zeiten wie diesen, wo jeder Euro fünf Mal umgedreht werden muss, eine durchaus bemerkenswerte Aussage und darf als klares Bekenntnis zu den beiden Bädern verstanden werden. Trotzdem besteht kein Zweifel daran, dass es eines Kraftaktes aller Verantwortlichen bedarf, aller Interessierten, aller Schulen, aller Wasserfans und Bahnenzieher. Der Wille ist da und die Weichen sind gestellt. Der Weg dorthin, ein finanzieller Kraftakt sondergleichen, wird allerdings beschwerlich sein und uns allen viel Kreativität und Engagement abverlangen. Gerade und ganz besonders in wirtschaftlich und finanziell schwierigen Zeiten wie diesen.