Das Foto oben zeigt den Altbau der Grundschule Nunkirchen nach dem Wasserschaden. Die Decken wurden vom Erdgeschoss bis zum Dach entfernt, das Gebäude als faktisch entkernt. Das Bild unten einen Raum nach der Komplettsanierung | Fotos: Stadt Wadern
Reden wir über die Grundschule… In diesem Falle über die Grundschule Nunkirchen. Ein Thema, das uns unter den Nägeln brennt, das aber hochkomplex ist. Deshalb ein paar Details zu den aktuellen Entwicklungen.
Mit der von der Landesregierung zum Schuljahr 2005/2006 in Kraft gesetzten Grundschulreform wurde die Grundschule Bardenbach in die Grundschule Nunkirchen integriert. Schon damals war es nicht möglich, alle Klassen in Nunkirchen unterzubringen, weil das bestehende Gebäude in der Saarbrücker Straße nicht genug Räumlichkeiten für die entsprechenden Schulsäle bzw. Funktionsräume aufwies. Die „Zweigstelle“ Bardenbach der Grundschule Nunkirchen wurde eingerichtet, seither werden – mit Genehmigung des Saarländischen Bildungsministeriums – zwei Klassen der Grundschule Nunkirchen in Bardenbach unterrichtet. Wir unterhalten also ein vorher komplett genutztes und funktionsfähiges Gebäude für nunmehr nur zwei Klassen, wo bis 2005 eine ganze Schule untergebracht war! Lieber wäre es uns natürlich seinerzeit gewesen, wenn uns von dritter Seite dann auch ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt worden wären, um in Nunkirchen schon damals so umzubauen, dass der Pendelverkehr nach Bardenbach hinfällig geworden wäre. Dem war aber eben nicht so.
Wer bestellt, bezahlt? Nicht ganz!
Die Lage ist aber nicht nur der Situation in Bardenbach wegen schwierig. Fakt ist, dass sich neben völlig veränderten Brandschutz- und weiteren baulichen Anforderungen auch die Ansprüche an die Pädagogik in den letzten zehn Jahren dramatisch geändert haben: Von Förderbedarf über Ganztagsbetreuung bis hin zur Inklusion – unsere Schulgebäude tun sich mehr als schwer damit, den völlig veränderten Anforderungen der Schule von heute gerecht zu werden. Anders ausgedrückt: Es fehlt an allen Ecken und Enden an Räumen. Und nicht zuletzt fehlt es an finanziellen Mitteln, um den gestiegenen Ansprüchen auch gerecht werden zu können. Die Gesamtthematik war naturgemäß Gegenstand vieler Ortstermine. Es gab etliche Gespräche mit den politisch Verantwortlichen und natürlich war die Situation auch Thema im Stadtrat selbst – äußerst ausführlich in einer Bestandsaufnahme im zuständigen Ausschuss im April 2018.
Doch zurück nach Nunkirchen selbst: Am 23. Dezember 2018 ereignete sich ein Wasserschaden im Altbau der Grundschule – in der von der Saarbrücker Straße aus gesehen rechten Gebäudehälfte. Die Räumlichkeiten, die bis dahin als Lehrerzimmer (Erdgeschoss) bzw. als Freiwillige Ganztagsgrundschule (erster Stock) bzw. im obersten Geschoss einem Nunkircher Verein als Heimstatt dienten, waren völlig durchnässt und damit mit einem Schlag dauerhaft unbewohnbar. Noch an Heiligabend begannen die Sicherungsarbeiten. Anfang Januar war klar, dass der Trakt komplett saniert werden muss.Wir sprechen hier von einer Quasi-Kernsanierung, das heißt, die Braschendecken wurden komplett entfernt, das Leitungsnetz erneuert, die Türen ausgebaut, die Wände von Farbe, Putz und Tapeten befreit… Ein Unterfangen, das mit erheblichem Aufwand verbunden ist und das sich nicht in einem kurzen Zeitraum erledigen lässt. Mal abgesehen davon, dass zuerst einmal unsere Versicherung den Schaden anerkennen musste, eine Beweissicherung erfolgte und ein entsprechendes Gutachten erstellt werden musste. Auch das verschlang eine Menge Zeit.
Kernsanierung im Altbau
Der Stadtrat der Stadt Wadern war sich indes sehr schnell einig, dass für die Behebung des Schadens im Erdgeschoss und im ersten Stock neben der Versicherungsleistung auch die notwendigen zusätzlichen Gelder für die Komplettsanierung bereitgestellt werden. Eine Versicherung zahlt nämlich nur das, was auch tatsächlich durch ein Schadensereignis in Mitleidenschaft gezogen wird. Alles andere geht auf Kosten des Versicherungsnehmers – in diesem Fall also zu unseren Lasten. Sehr schnell war auch klar, dass die Elektrik in den beiden oben angesprochenen Stockwerken erneuert werden musste. Auch hierfür mussten 86.000 Euro aus dem städtischen Haushalt bereitgestellt werden. Geld, das absolut sinnvoll angelegt ist, das aber an anderer Seite dramatisch fehlt. Auch das gehört zur Wahrheit dazu.
Parallel zu dieser Entwicklung hatte der Bund ein Programm für die Ertüchtigung der Schulen aufgelegt. Das sogenannte „Kommunalinvestitionsförderungsgesetz II“ verschafft der Stadt Wadern ein zusätzliches Investitionsvolumen von 718.000 Euro – wobei wir hier einen Eigenanteil von 71.800 Euro selbst aufbringen müssen. Mit diesem Geld rückte der bislang aufgrund der schwierigen Finanzsituation kaum zu realisierende aber bitter nötige Neubau einer Freiwilligen Ganztagsgrundschule in greifbare Nähe. Wir haben diesen Vorschlag umgehend den politischen Gremien vorgelegt, die – wie die Schulleiter der weiteren Grundschulen im Stadtgebiet (Wadrill/Steinberg und Lockweiler) – ihre Zustimmung zum Projekt signalisierten und damit auch ihre Solidarität mit dem Standort Nunkirchen zum Ausdruck brachten. Mit einem Zuschuss aus Landesmitteln und weiteren städtischen Mitteln von 82.000 Euro kommen wir insgesamt auf eine Investitionssumme von rund 1.000.000 Euro. Eine gewaltige Summe, deren Investition am Standort Nunkirchen so vor kurzem noch undenkbar gewesen wäre.
Und das zweite Obergeschoss?
Mittlerweile sind die Vorplanungen – unter Einbeziehung aller Akteure (Stadtrat bzw. Ausschuss, Lehrerkollegium, Eltern über Schulkonferenz etc.) – zu diesem Neubau-Projekt abgeschlossen, der zuständige Ausschuss des Stadtrats hat den Vorentwurf angenommen, die Detailplanungen haben begonnen. Der Zeitplan für den Neubau, hängt stark davon ab, ob die vorliegenden Kostenschätzungen mit den späteren Ausschreibungsergebnissen übereinstimmen. Aktuell sieht er wie folgt aus: Ausschreibung im Frühjahr/Sommer 2020, geplanter Baubeginn Herbst 2020, Bauzeit: zwischen 12 und 15 Monaten.
Nach der Realisierung des – übrigens nach den neuesten Energieeffizienzkriterien konzipierten – Neubaus stehen der Grundschule Nunkirchen die jetzt von der FGTS im Altbau genutzten Räume für eine erweiterte Nutzung zur Verfügung. Zusätzlich bemühen wir uns aktuell um Gelder, die es möglich machen, auch noch das Dachgeschoss des Altbaus auszubauen. Auch das musste nach dem Wasserschaden faktisch entkernt werden, auch hier müssen, wenn wir die Räume nutzen wollen, die Elektrik komplett erneuert und die Brandschutzvorkehrungen auf den aktuellen Stand der heutigen Vorschriften gebracht werden. Ebenso steht ein kompletter Innenausbau an. Für dieses Projekt sind wir zwingend auf eine Kreditgewährung bzw. auf weitere Bundes- oder Landeshilfen angewiesen. Der städtische Haushalt gibt diese Investitionssumme aktuell nicht her.
Dazu noch ein Wort ganz allgemein: Wir können angesichts der Finanzsituation nur so viel Geld ausgeben, wie wir zur Verfügung gestellt bekommen bzw. wie viel uns erlaubt wird, als Kredit aufzunehmen. Die sicher wichtigen und richtigen Reformen werden vom Bund oder vom Land beschlossen. Bezahlen müssen sie zum größten Teil aber die Kommunen, die dazu aber immer weniger in der Lage sind. Unsere schwierige Situation ist indes keineswegs ein Einzelfall im Land. Ganz im Gegenteil! Aber das ist sicherlich ein schwacher Trost für die Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler und Eltern. Eigentlich für uns alle.
Fassen wir zusammen, was im Falle Grundschulstandort Nunkirchen konkret geschieht:
Es tut sich also eine ganze Menge – nicht nur, aber ganz besonders in Nunkirchen. Und zwar in sehr, sehr rascher Zeit. Das scheint mir auch wichtig zu betonen, weil die Gerüchte um das weitere Vorgehen ins Kraut schießen. Genau aus letzterem Grund lade ich jeden ein, der Details wissen möchte, sich weniger an Gerüchten zu orientieren, sondern sich einfach bei uns zu informieren. Wir stehen Ihnen immer und jederzeit gerne Rede und Antwort. Und ganz wichtig: Wir tun – in engster Abstimmung mit dem Stadtrat der Stadt Wadern – alles, um die wirklich nicht einfache Gesamtsituation zu verbessern. Das gilt im Übrigen nicht nur für den Standort Nunkirchen, sondern auch für die Standorte Wadrill/Steinberg und Lockweiler. Auch hier laufen zurzeit neben den Arbeiten im Rahmen des „Digitalpakts Schule“ ebenfalls umfangreiche weitere Sanierungsmaßnahmen. Im kommenden Jahr werden wir zudem im Rahmen unseres Klimaschutzkonzeptes die Grundschulgebäude detailliert unter die Lupe nehmen und hier einen Zukunftsplan aufstellen.
Es wird viel getan aktuell. Es bleibt aber auch jede Menge zu tun.