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Bürgermeisterinfo

Zwei statt vier Räder!

Wir wollen und wir brauchen mehr Radwege, sowohl für den Alltagsradverkehr als auch in Bezug auf Strecken, die touristisch reizvoll sind. Da die Stadt Wadern für den Neu- bzw. Ausbau von Radwegen in den seltensten Fällen selbst zuständig ist, gilt es dicke Bretter zu bohren.

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Jedes fünfte neue Fahrrad in Deutschland ist ein E-Bike. Die Elektromobilität bietet neue Möglichkeiten. Was allerdings fehlt ist eine entsprechende Infrastruktur | Foto: Uschi Dreiucker/pixelio.de

Reden wir über das Radfahren. Der gute alte Drahtesel erfährt gerade eine bemerkenswerte Renaissance. Jenseits guter alter Fahrrad-Romantik zeigt die rasante Verbreitung von E-Bikes die Richtung: Das Pedelec, wie das E-Bike in der Fachsprache genannt wird, erlaubt es, größere Strecken in kürzerer Zeit mit geringer Anstrengung zurückzulegen. Und damit schickt es sich an ein neues Verkehrsmittel zu werden, das gerade im ländlichen Raum hohe Akzeptanz erfahren könnte. Auch dann, wenn es - wie bei uns - eine Landschaft mit Bergen und Tälern, zu erobern gilt.

Die tollsten Neuerungen nützen uns allerdings nichts, wenn die Verkehrsinfrastruktur nicht stimmt. So kommt es nicht von ungefähr, dass die Stadt Wadern an den Standorten Montmorillon-Platz in Wadern und am Noswendeler See mit einer 80-prozentigen Förderung zwei E-Bike-Ladestationen installiert. Dass die eigentlichen Ladeeinheiten eine geradezu biblische Lieferzeit haben, ist dabei ärgerlich, bremst uns in der Sache allerdings nur unwesentlich aus.

Bewusstsein schaffen!

Schwieriger wird es, wenn wir über Radwege reden. Besonders im Alltagsverkehr. Hier wird das Fahrrad, ob konventionell oder elektronisch massiv ausgebremst. Effiziente Fahrradwege fehlen ebenso wie bei vielen Autofahrern das Bewusstsein, dass sie nicht alleine auf der Verkehrswelt sind.


Doch der Reihe nach. In einem sind wir uns wohl alle einig: Radfahren ist eine Zukunftschance für die Stadt Wadern. Sowohl im touristischen Bereich als auch im Alltagsradverkehr. Die selbst für Fachleute rasante Verbreitung des E-Bikes macht es in einer Flächenkommune wie der Stadt Wadern möglich, Auto- durch Elektroradverkehr zu ersetzen. Und zwar in durchaus großem Stil. Dazu gehört aber auch der Ausbau der dazu zwingend nötigen Infrastruktur.


Es ist sehr enttäuschend, wie wenig Fortschritte gerade im Bereich der Rad-Infrastruktur in den vergangenen Jahren gemacht wurden. Und selbstverständlich werden wir als Verwaltung oft darauf angesprochen, warum wir hier nicht aktiver unterwegs sind. Die Antwort ist ebenso einfach wie ernüchternd: Der Ausbau der Radwege fällt in den allermeisten Fällen nicht in die Zuständigkeit der Stadt.

 

Wie schwierig der Kampf für mehr Radwege ist, möchte ich Ihnen an einem Beispiel verdeutlichen:

In Nunkirchen kämpfen Ortsrat, Stadtrat und Verwaltung seit zehn Jahren intensiv dafür, das dramatisch gefährliche Nadelöhr von Nunkirchen nach Münchweiler (entlang der B 268) zu beseitigen und einen Radweg über die ehemaligen Bahngleise zu etablieren. 2010 (!) ließ der damalige Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Dieter Grünewald (Grüne) bei einem Ortstermin im Juni keinen Zweifel daran, dass das Projekt nun endlich in die Gänge komme. Geschehen ist danach rein gar nichts.

2018 gibt es noch immer keinen ausgebauten Radweg zwischen Münchweiler und Nunkirchen. Auch ein Ergänzungsstück in Richtung Niederlosheim fehlt noch. Doch warum? Auf unsere Nachfrage haben wir 2014 Erstaunliches erfahren: Obwohl die entsprechenden Mittel vorhanden waren, fehlte es schlicht und ergreifend an den Planungskapazitäten beim Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) – er ist für den Ausbau des Weges verantwortlich.


Viele Pläne, wenig Geld


Wir haben daraufhin dem LfS das Angebot gemacht, hier selbst mit Hilfe eines entsprechenden Büros tätig zu werden, was auch umgehend realisiert wurde. Die Planung liegt inzwischen ebenso vor wie ein Beschluss des Ortsrats Nunkirchen und des entsprechenden Ausschusses des Stadtrates über die Trassenführung in der Ortslage Nunkirchen. Beides wurde mehr als rasch erledigt. Nun liegt der Ball wieder beim Landesbetrieb für Straßenbau, der ein Planverfahren eingeleitet hat. Das wiederum kann nach Angabe der Neunkircher Behörde rund 1,5 Jahre in Anspruch nehmen, was – laut LfS – in Deutschland Durchschnitt sei. Dann kann endlich gebaut werden.


Man kann diese Entwicklung bedauern. Und wir tun das. Nur liegt die Verantwortlichkeit für die Verzögerungen nicht bei uns, also bei der Stadt.  Sie kann hier nur Motor der Entwicklung sein. Nicht mehr und nicht weniger. Genau das sind wir und gehen damit bestimmt so manchem auch auf den Wecker. Aber das gehört zum Geschäft nun mal dazu. Die Crux ist, dass für die Entwicklung von Radwegen fast nie die Stadt zuständig ist: Wenn an Landstraßen ein Radweg her soll, ist der Landesbetrieb für Straßenbau in der Pflicht, an Bundesstraßen als Auftragsangelegenheit ebenso. Die Stadt Wadern ist somit nur Zaungast. Und kann hoffen, dass sie irgendwann bedacht ist.


Dass der Radwegeneubau kein leichtes Thema ist, ist allgemein bekannt. Trotzdem werden wir nicht müde, hier für Bewegung zu sorgen. Ob von Wadern ins Löstertal, von Nunkirchen nach Bardenbach oder der Lückenschluss Büschfeld-Buttnich-Dagstuhl – um nur einige wenige Streckenabschnitte zu nennen –, wir wissen ganz genau, wo Radwege für den Alltagsverkehr mehr als Sinn machen. Und wir stehen auch voll und ganz hinter diesem Konzept. Die Ausbauwünsche sind dem Landesbetrieb für Straßenbau im Übrigen seit Jahren ebenso bekannt wie dem zuständigen Ministerium. Es macht allerdings wenig Sinn, jede Woche neue Pläne durch die Gegend zu schicken, nur der symbolischen Geste willen.


Wir müssen vielmehr zwangsläufig auf die Partner setzen, die uns hier angeboten werden. Anders ausdrückt: Man muss mit den Mädchen tanzen, die auf der Hochzeit sind. Und das machen wir. So haben wir die neu ernannte Förderlotsin des Landes umgehend, genau einen Tag nach ihrer Ernennung, ins Waderner Rathaus eingeladen, um zu erfahren, ob die Dame einen Weg sieht, wie man Bewegung in die Radwegethematik bringen könne. Ob diese Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden, können wir heute noch nicht sagen. Wir werden aber nicht ruhen, bis wir hier endlich zum Zuge kommen. Gerade wenn man in den südlichen Teilen des Saarlandes unterwegs ist, überkommt einen nämlich förmlich der Neid. Überall wurden neue Radwege gebaut, nur im Norden des Landes ist – unserer Meinung nach – das Ausbauangebot eher bescheiden.


Schulterschluss mit anderen Kommunen


Auch aus diesem Grund haben wir den Schulterschluss mit den anderen Kommunen im Landkreis gesucht. Im Grunde genommen haben nämlich alle das gleiche Problem. Alle sehen die Chance, die der Radverkehr gerade im Hinblick auf die Verbreitung von E-Bikes im Alltagsverkehr bietet, alle sehen aber auch die Defizite, die der Landkreis Merzig-Wadern in Sachen Radwegeinfrastruktur hat.

Die Stadt Wadern hat bei allen Kommunen des Landkreises abgefragt, wo der Schuh in Sachen Radwegenetz genau drückt, also wer welche Wünsche wo hat.


Daraus soll der Landkreis, genauer gesagt die gemeinsame touristische Basis, die Saarschleifenland Tourismus GmbH, ein Radwegekonzept sowohl für den Alltagsradverkehr als auch für den touristischen Radverkehr entwickeln, das als Forderungskatalog und Zielkonzept zugleich zu verstehen ist. Danach gilt es dicke Bretter zu bohren, was uns gemeinsam mit allen Kommunen im Kreis nur besser gelingen kann, als wenn jeder für sich alleine kämpft.


Da wir dabei in den allermeisten Fällen auf Hilfe von außen (Land, LfS etc.) angewiesen sind, wird das – um im Fahrradbild zu bleiben – eine holprige Fahrt auf einem holprigen Weg. Aufgeben gilt indes nicht, wir nehmen die Herausforderung an und freuen uns über jeden, der dieses Ansinnen in welcher Form auch immer unterstützt.


Die Prioritätenliste ist Sachen Radmobilität

Der Ausbau folgende Radwege ist für Stadt Wadern prioritär: B268, Nunkirchen-Münchweiler, Lückenschluss auf ehemaliger Bahntrasse; L148, Nunkirchen-Bardenbach, Lückenschluss entlang Landstraße; L149, Wadern-Dagstuhl, Lückenschluss entlang der Landstraße; L149, Wadern nach Löstertal, straßenbegleitender Weg entlang der Landstraße; Ausbau Büschfeld-Buttnich-Dagstuhl im Lückenschluss zum Ausbauende in Limbach. Die Zuständigkeit für den Ausbau dieser Strecken liegt Kuttler beim Landesbetrieb für Straßenbau.
Darüber hinaus sieht die Stadt folgende neue Radrouten als Entwicklungschance: Weierweiler nach Noswendel; Wadrill zur Hochwaldalm und weiter nach Kell am See; Dagstuhl, Umfahrung Schloss Dagstuhl/Burgruine Dagstuhl; Anbindung Skulpturen-Straße/Hügelgräber in Oberlöstern.
Der Ausbau in Asphalt empfiehlt sich unter anderem für folgende Strecken: Lockweiler-Krettnich-Primstal, Bardenbach-Buttnich; Wadrill (Seelbachstraße) nach Reidelbach.
Aktuell werden im Ort Wadern sowie am Noswendeler See Ladestationen für E-Bikes realisiert. Eine weitere Ladestation ist in Nunkirchen angedacht, auch private Anbieter bieten diesen Service mittlerweile an (Gaststätten, Restaurants). An diversen anderen Standorten bedarf es Abstell- und Absperrmöglichkeiten für (Elektro-)Fahrräder.


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