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Alle Möglichkeiten diskutieren

Die Ergebnisse des Interessenbekundungsverfahrens liegen grob auf dem Tisch. Jetzt gilt es abzuwägen, welche Lösung für das Nordsaarland sinnvoll ist. Detailarbeit ist gefragt.

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Bild von Bruno /Germany auf Pixabay
„Das ist zwar nicht unser Wunschergebnis, aber ein Ergebnis auf dem wir sehr gut aufbauen können“, sagt Jochen Kuttler, Bürgermeister der Stadt Wadern in einer ersten Reaktion auf die nun vorliegenden Ergebnisse des im November 2019 vom Ministerpräsidenten des Saarlandes initiierten und vom Saarländischen Gesundheitsministerium ausgelobten Interessenbekundungsverfahrens zur Suche nach einem Betreiber für ein zentrales Klinikum im Nordsaarland. „Natürlich hätten wir uns als Stadt gewünscht, dass ein Betreiber sich bereit erklärt, ein großes zentrales Krankenhaus hier vor Ort zu realisieren. Angesichts der positiven Rückmeldungen aus dem Ministerium im Laufe des Interessenbekundungsverfahrens, waren wir eigentlich optimistisch gestimmt, dass sich ein Interessent für den Bau und den Betrieb eines Zentralklinikums finden würde. Wir nehmen aber zur Kenntnis, dass das im Moment offenbar nicht der Fall ist. Das Ergebnis des Interessenbekundungsverfahrens ist für die Stadt Wadern dennoch ein eindeutiger Erfolg ihrer klaren Linie. Jochen Kuttler: „Wir haben nie einen Zweifel daran gelassen, dass wir alles tun werden, um die ambulante, aber auch die stationäre medizinische Versorgung im nördlichen Saarland zu verbessern. Und genau daran arbeiten wir weiter.“ Begrüßenswertes Umdenken Die nun vorliegenden Offerten von fünf Krankenhausträgern, die ihr Interesse bekundet haben, die medizinischen Versorgungsangebote im Nordsaarland zu verbessern, sind zum einen ein Zeichen dafür, dass alle Beteiligten erkannt haben, dass es so, wie es ist, nicht bleiben kann. Zum anderen zeigt auch der begrüßenswerte Vorschlag des Ministeriums, mit den Interessenten, die sich im Rahmen des Interessenbekundungsverfahren gemeldet haben, intensive Gespräche aufzunehmen und mit ihnen gemeinsam zukunftsweisende Konzepte für stationäre Versorgungsmodelle im Nordsaarland zu entwickeln, dass der von uns reklamierte dringende Handlungsbedarf mittlerweile von allen Akteuren geteilt wird. „Allein dieses Umdenken erreicht zu haben, ist ein Erfolg an sich“, so der Waderner Verwaltungschef. „Es ist in erster Linie dem oft stillen, manchmal deutlichen, aber nie schrillen Protest der Bürgerinitiative Nordsaarlandklinik zu verdanken, dass wir jetzt an diesem Punkt stehen und, so wie es aussieht, gute Chancen haben, in Wadern wirklich neue Wege zu gehen“, so Jochen Kuttler. Das Engagement der rund 700 Mitglieder zählenden Bürgerinitiative spiegelt dabei die Haltung der Bevölkerung nicht nur in der Stadt Wadern selbst wider, sondern ist repräsentativ für die Menschen im ganzen Einzugsbereich des Mittelzentrums Wadern. Auch Stadtrat, Bürgermeister und Stadtverwaltung der Stadt Wadern haben nie einen Zweifel daran gelassen, dass es so, wie es nach der Schließung der Waderner St. Elisabeth-Klinik 2017 war, auf keinen Fall bleiben kann, zumal auch die ambulante Betreuung aufgrund der Unterversorgung des Bereichs Wadern-Weiskirchen-Nonnweiler mit Haus- und Fachärzten immer stärker zutage tritt. Keine Lösung für das Nordsaarland: das Marienhaus-Konzept Von den fünf Angeboten, die dem Ministeriums zur Verbesserung der Versorgungsmöglichkeiten im Nordsaarland vorliegen, hat die Stadt Wadern aktuell nur von zweien genauere Kenntnis. „Das Angebot der Marienhaus GmbH kommt dabei für uns nicht in Frage“, sagt Bürgermeister Jochen Kuttler. „Die Gründe sind an anderer Stelle ja ausführlich dargelegt worden. Mit einem Ausbau in Losheim ist niemanden geholfen, der vom Bohnental, aus Nonnweiler und auch aus Teilgebieten der Stadt Wadern noch immer weite Wege in Kauf nehmen muss, um eine stationäre medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen.“ Genau aus diesem Grund hat sich die Stadt Wadern, haben sich die 700 Mitglieder der Bürgerinitiative Nordsaarlandklinik, haben sich der Stadtrat Wadern, Bürgermeister, Verwaltung und nicht zuletzt die Bürgerinnen und Bürger im Nordsaarland für die Realisierung eines zentralen Klinikums ausgesprochen. Und zwar im Kernort Wadern. Eine Forderung, die der Stadtrat Wadern und der Gemeinderat Weiskirchen noch damit unterstrichen, dass sie in einer gemeinsamen Resolution am 4. Februar 2020 ganz klar einen Standort für das neue Klinikum forderten: nämlich die Stadt Wadern. Denn genau dort ist das Krankenhaus geschlossen worden, genau dort ist ein wichtiger Teil der Infrastruktur weggebrochen, genau dort gehen und gingen die Menschen auf die Barrikaden, um die stationäre Versorgung auf neue Füße gestellt zu wissen. Für das Mittelzentrum Wadern ginge mit einer Umstrukturierung in Losheim keinerlei Stärkung einher, weder was die Versorgung mit medizinischen Dienstleistungen angeht noch was die Wirtschaftskraft angeht. Angesichts des Einzugsgebiets von 40.000 Menschen in der Region, für die Wadern der Bezugspunkt ist, ist ein solches Szenario völlig unannehmbar. SHG: sehr interessante Ansätze Konzeptionell, spannend und ambitioniert ist das Konzept, das die SHG vorgelegt hat. Die explizite und weitreichende Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung ist ebenso zukunftsweisend wie in unserer Region auch notwendig. Die Realisierung eines Klinischen Zentrums mit ambulanter, teilstationärer und stationärer Rund-um-die-Uhr-Notfallversorgung im Kernort Wadern, die gerade in Sachen Herzinfarkt und Schlaganfall rasch und umfassend aktiv werden kann, entspricht einer Grundforderung der Bevölkerung in der Region. Auch die Kombination des Vor-Ort-Angebots mit der Expertise in den Kliniken in Merzig und Völklingen und weiteren Anbietern von medizinischen Dienstleistungen – ob über Telemedizin und/oder Shuttle – wären ein Meilenstein auf dem Weg, im ländlichen Raum Angebote vorzuhalten, die sonst nur in Ballungsräumen zu finden sind. Hier lohnt es sich auf jeden Fall tiefer in die Diskussion einzusteigen, zumal einige Punkte des Konzepts auch in der aktuellen Strategie der Realisierung des Gesundheitsparks im Kernort Wadern wiederzufinden sind. „Wir stehen nach wie vor dazu“, sagt Bürgermeister Jochen Kuttler: „Genaues Hinschauen, Hinhören und Diskutieren lohnt sich. Auch über die weiteren Angebote, die dem Gesundheitsministerium vorliegen.“ Jochen Kuttler: „Wir bleiben gesprächsbereit und offen für alle sinnvollen Vorschläge, die mit einem Kooperationspartner, vielleicht auch in einer Vernetzung verschiedener Akteure zu erreichen sind. Unser Ziel ist und bleibt die Stärkung der stationären und ambulanten medizinischen Versorgung im nördlichen Saarland. Und zwar ausgehend vom Standort Mittelzentrum Wadern.“ Mit Spannung wartet die Stadt Wadern deshalb auf die Auswertung der vorliegenden Angebote durch die Experten des Gesundheitsministeriums. Und natürlich auch auf die Details zu den verschiedenen Projekten, die eine sinnvolle Diskussion ja erst möglich machen. Die schwierige wirtschaftliche Situation vieler Krankenhäuser, die Schwächen und Herausforderungen, die das System aktuell in der Coronakrise zeigt, und nicht zuletzt auch die sich ständig verändernden Rahmenbedingungen geben den Weg vor. „Die Diskussion, die wir hier im nördlichen Saarland angestoßen haben, kann nur der Beginn eines umfassenden Umdenkens in der Gesundheitsversorgung der Menschen gerade im ländlichen Raum sein!“, erklärt Bürgermeister Jochen Kuttler. „Das ist ebenso spannend wie schwierig, letztendlich ist es aber alternativlos angesichts der Herausforderungen, der wir uns gegenübersehen. Und ich schließe für meinen Teil heute nicht aus, dass am Ende des Konsolidierungsprozesses, der noch etliche Kliniken – auch und gerade im Saarland – die wirtschaftliche Grundlage nehmen wird, doch noch ein Zentrales Klinikum im Nordsaarland steht. Es gilt daher die Entwicklung ganz genau im Blick zu haben und mit aller Kraft für gleichwertige Lebensverhältnisse zu kämpfen. Wir wollen und wir fordern, dass den Menschen im Hochwald eine ambulante wie stationäre medizinische Versorgung zu Teil wird, die ihren berechtigten hohen Ansprüchen gerecht wird.

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