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Ein Vorschlag, aber …

Im Rahmen des Interessenbekundungsverfahrens zur Realisierung einer Nordsaarlandklinik hat die Marienhaus GmbH eine Art „Nebenangebot“ gemacht. Die Stadt Wadern und die Bürgerinitiative Nordsaarlandklinik erlauben sich, die Offerte umfassend zu analysieren.

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Bild von Bruno /Germany auf Pixabay
Grundlegend gilt es, jedes Engagement zu begrüßen, das hilft, die medizinische Versorgung im nördlichen Saarland auf neue Füße zu stellen. Insofern geht es völlig in Ordnung, dass die Marienhaus GmbH ein Angebot zur „alternativen medizinischen Versorgung“ der Hochwaldregion unterbreitet. Eine zeitnahe Erweiterung des St. Josef Krankenhauses um eine chirurgische Abteilung, die Etablierung einer Abteilung Altersmedizin und die langfristige Realisierung des Neubaus eines Bettenhauses am Standort Losheim hören sich erst einmal gut an. Doch rund um das „Angebot“ der Marienhaus GmbH stellen sich viele Fragen. Sogar völlig unabhängig vom gerade beendeten Interessenbekundungsverfahren und jeglichen Emotionen, die bei diesem Thema bei vielen Bürgerinnen und Bürgern, eigentlich bei uns allen, mitschwingen. Faktisch gesehen ist die Offerte keine Bewerbung im Rahmen des Interessenbekundungsverfahrens, sondern ein Nebenangebot. Bei objektiver Betrachtung stellt sich die Frage, warum Marienhaus dieses Angebot gerade jetzt unterbreitet. Neben einer guten Absicht, könnte man die Dinge auch anders sehen: Sollte es einen oder mehrere Bewerber für eine Nordsaarlandklinik geben, ist das Nebenangebot zum Standort Losheim eine Art „Exit-Strategie“. Ist die Landesregierung nicht bereit, die geforderten Gelder in den Umbau und die Erweiterung des St. Josef-Krankenhauses zu stecken, ist sie nicht bereit einen Sicherstellungszuschlag zu zahlen und damit eine Art Bestandsgarantie inklusive Dauersubvention für den Standort abzugeben, dann ist es am Ende die Politik schuld, wenn Marienhaus den Standort Losheim – und möglicherweise den Standort Hermeskeil gleich mit – aufgibt. Der Schwarze Peter wird somit den politischen Entscheidern zugespielt, die vermeintliche Verantwortlichkeit für Arbeitsplatzverluste auch. Eine Rechnung, die die Marienhaus GmbH auch bereits andernorts bei der Ankündigung von Krankenhausschließungen aufgemacht hat. Umstrukturierung mit Vollkasko-Absicherung In der Offerte der Marienhaus GmbH ist indes mit keinem Wort die Rede davon, wie sich der Waldbreitbacher Träger an möglichen Investitionen vor Ort beteiligen will. Der schiere Aufbau von Kapazitäten ist noch kein Konzept, die unverhohlene Drohung mit Schließungen keine Antwort auf die wirklich drängenden Zukunftsfragen. Es stellt sich zudem die Frage, warum die Marienhaus GmbH in den vergangenen 2,5 Jahren seit Schließung der St. Elisabeth-Klinik in Wadern nie angedeutet hat, dass sie an einem Alternativkonzept arbeitet, geschweige denn eines in petto hat. Das wäre seinerzeit ein Zeichen von besonderem Rang gewesen, heute wirkt es vorgeschoben und aufgesetzt. Kommen wir zur Standortfrage: Der Kernort Losheim liegt zu nah an der Kreisstadt Merzig, jede neue Entwicklung hat unweigerlich einen Effekt auf das Angebot in Merzig, anders ausgedrückt, wer am Standort Losheim aufrüstet, setzt ganz bewusst den Standort Merzig unter Druck. Sollte eine Abteilung in Sachen Altersmedizin folgen, stünde zudem die Absicherung der entsprechenden Einrichtung in Mettlach auf der Tagesordnung. Außerdem wird mit dem Abzug der Konservativen Orthopädie das Segment, das die Klinik Losheim bisher einigermaßen finanziell im Gleichgewicht hielt, entfernt. Mit einem Ausbau in Losheim ist im Übrigen niemanden geholfen, der vom Bohnental, aus Nonnweiler und auch aus Teilgebieten der Stadt Wadern noch immer weite Wege in Kauf nehmen muss, um eine stationäre medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen. Auch die Ankündigung eines Verbundes der Kliniken Hermeskeil und Losheim kann man nach den bisherigen Erfahrungen getrost als Lippenbekenntnis bezeichnen. Der frühere Verbund Losheim-Wadern brachte schon wenig Synergien. Die in 2016 mit großen Hoffnungen verknüpfte Ankündigung eines Verbundes Wadern-Losheim-Hermeskeil-Lebach kam funktionell überhaupt nie zustande. Und selbst wenn man wirklichen Mut zum Umdenken unterstellen würde, sind die Entfernungen zwischen Hermeskeil und Losheim schlicht zu groß um nennenswerte Synergien herzustellen. Schwarzer-Peter-Spiel Abgesehen von den wirklich schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für kleine Krankenhäuser in Deutschland, kann man Marienhaus auch nicht unbedingt nachsagen, zukunftsweisende Konzepte für ihre mittlerweile geschlossenen oder in der Schließung befindlichen Krankenhäuser gehabt zu haben: Sanierungsstau, Fehlinvestitionen und ständige Konzeptwechsel haben – neben der Daumenschraube durch die bundespolitischen Vorgaben – den Kliniken in Wadern, in Dillingen, in Ottweiler etc. den Garaus gemacht. Gleiches – bei anderem Träger – gilt für den Standort Lebach. Das nun ergangene Nebenangebot an das Land, „gebt uns euer Geld, wir erweitern Losheim“ ist grotesk. Denn hier wirft ja nun genau der Träger seinen „alternativen Hut“ in den Ring, der 2017 mit Wadern das Krankenhaus schloss, das geografisch, von der Bausubstanz und vor allen Dingen von den Expansionsmöglichkeiten her das Klinikum gewesen wäre, das die besten Entwicklungschancen in Richtung Zentralversorger im nördlichen Saarland gehabt hätte. Und das weder den Standort Merzig noch den Standort St. Wendel gefährdet, ja noch nicht einmal tangiert hätte. Man könnte es auch mit den klaren Worten ausdrücken, die unsere Gesundheitsministerin Monika Bachmann anlässlich einer Podiumsdiskussion in der Waderner Herbert-Klein-Halle im November 2019, aber auch gegenüber der Presse, gefunden hat: „Wir haben kein Vertrauen mehr in diesen Träger!“ Kommen wir auf die Situation vor Ort – in der Stadt Wadern und Umgebung. Für das Mittelzentrum Wadern ginge mit einer Umstrukturierung in Losheim keinerlei Stärkung einher, weder was die Versorgung mit medizinischen Dienstleistungen angeht, noch was die Wirtschaftskraft angeht. Angesichts des Einzugsgebiets von 40.000 Menschen in der Region, für die Wadern der Bezugspunkt ist, ist ein solches Szenario völlig unannehmbar. Genau aus diesem Grund hat sich die Stadt Wadern, haben sich die 700 Mitglieder der Bürgerinitiative Nordsaarlandklinik, haben sich der Stadtrat der Stadt Wadern, Bürgermeister, Verwaltung und nicht zuletzt die Bürgerinnen und Bürger im Nordsaarland für ein umfassendes Umdenken in Bezug auf die medizinische Versorgung des Hochwaldraums ausgesprochen. Das Nebenangebot der Marienhaus GmbH setzt auf ein Konzept von gestern. Es ist genau das Gegenteil von dem, was man mutig, innovativ und zukunftsweisend nennen kann und darf.  Zukunftsweisend oder rückwärtsgewandt Dabei spielt keine Rolle, dass die Marienhaus GmbH nichts vom Konzept einer „Nordsaarlandklinik“ hält. Das ist ihr gutes Recht. Auch die Annahme, dass die Häuser in Hermeskeil und Losheim von einer solchen Umgestaltung der Kliniklandschaft im nördlichen Saarland betroffen wären, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Alternative ist aber entweder eine Dauersubvention des Standorts Losheim durch die öffentliche Hand einhergehend mit einer dramatischen Schwächung des Standorts Merzig und ein weiteres schleichendes Dahinsiechen der kleinen Standorte, zu denen auch Losheim gehören würde, selbst wenn hier mit Chirurgie und Innerer ein Mindestmaß an Ausstattung für eine Klinik geschaffen würde. Nebenbei bemerkt: Genau diese Struktur hat das Waderner Krankenhaus nicht vor der Schließung bewahrt. Gehen wir noch kurz auf die Art und Weise ein, wie die Marienhaus GmbH das „Nebenangebot“ im Interessenbekundungsverfahren kommuniziert. Anstatt ein zukunftsweisendes Angebot abzugeben und eine Auswertung durch die Fachgremien abzuwarten und dann in eine sinnhafte Diskussion über Für und Wider der verschiedenen Möglichkeiten einzusteigen, wird Knall auf Fall öffentlichkeitswirksam klargemacht, dass der Staat das Krankenhaus in Losheim dauerhaft alimentieren soll – von Eigeninvestitionen des Trägers geht ja bislang keine Rede – oder die Lichter würden nicht nur in Losheim, sondern möglicherweise auch in Hermeskeil ausgehen und St. Wendel würde schwer getroffen. Die Vorgehensweise in Bezug auf die Ankündigung des Waldbreitbacher Trägers reiht sie leider in die unvermittelten Schließungsankündigungen der vergangenen Jahre ein. Man offeriert ein „Friss-oder-Stirb“ Angebot, das am Ende nur Verlierer kennt. Sachliche Diskussion über alle Angebote vonnöten Fassen wir zusammen: Die Stadt Wadern und die Bürgerinitiative Nordsaarlandklinik nehmen das Nebenangebot der Marienhaus GmbH zur Kenntnis. Wir lehnen es aber strikt ab, weil es schlicht taktischer Natur ist, weil es nicht zukunftsweisend ist und nicht zuletzt, weil es den Bürgerinnen und Bürgern im Hochwald keinen Deut weiterhelfen würde. Wir sind aber jederzeit offen für neue Strategien, die die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger im Hochwaldraum – und zwar in seiner Gänze, also in jeder Kommune – abzusichern helfen. An solchen Strategien darf und soll sich gerne auch die Marienhaus GmbH beteiligen. Insofern warten wir die Auswertung des von der Landesregierung ausgeschriebenen Interessenbekundungsverfahrens in Ruhe ab. Genaues Hinschauen, Hinhören und Diskutieren lohnt sich in jedem Fall. Und jeder Vorschlag soll und darf auf den Tisch. Und sollte mit allen Beteiligten und alle engagierten Akteuren besprochen werden. Am Ende wird es wahrscheinlich keine Lösung geben, die alle zufriedenstellen oder in allen Punkten allen Forderungen gerecht wird. Insofern tun wir allesamt gut daran, gesprächsbereit zu bleiben. Wir für unseren Teil nahmen und nehmen diese Offenheit in Anspruch, auch wenn wir klare Positionen vertreten und nicht müde werden, das Recht auf gleichwertige Lebensverhältnisse auch im ländlichen Raum zu reklamieren.

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